Mit der Entwicklung des Internets wurden die Themen Home-Office, Remote bzw. ortsunabhängiges Arbeiten immer relevanter. Das gilt nicht nur für den Arbeitsmarkt, sondern auch für junge Gründer, die ihr Unternehmen so aufbauen, dass sie es mit Laptop und Internet von der ganzen Welt aus steuern können.
Dafür braucht es keine Mitarbeiter, da sich die meisten digitalen Geschäftsmodelle weitgehend automatisieren lassen und es auch keine physischen Produkte gibt, die man lagern und verschicken müsste.
Auch als Freelancer für digitale Dienstleistungen (Texten, Design, Marketing etc.) ist ortsunabhängiges Arbeiten kein Problem und relativ selbsterklärend. Aber wie sieht es aus, wenn man keine digitalen, sondern physische Produkte verkaufen und vielleicht eine eigene Marke aufbauen möchte?
Ist Ortsunabhängig Geld verdienen in diesem Bereich überhaupt möglich?
Auf den ersten Blick nicht, zumindest nicht sofort, da physische Produkte gelagert, verpackt und verschickt werden müssen. Da man sich in der Gründungsphase vermutlich keine Mitarbeiter leisten kann, müsste diese Arbeit selbst übernommen werden.
In diesem Artikel wird es allerdings um eine Möglichkeit bzw. Vertriebsmethode gehen, mit welcher sich auch diese Arbeitsschritte outsourcen lassen und man gleichzeitig von besseren Konditionen und höherer Reichweite profitiert.
Bei dieser Vertriebsmethode handelt es sich nicht um Dropshipping, sondern Amazon FBA, worunter man Vertrieb von physischen Produkte über den Marktplatz Amazon versteht. Dabei übernimmt der Marktplatz eine weitaus wichtigere Rolle, als die eines reinen Vertriebskanals für eigene Produkte.
Bereits von Anfang an werden potenzielle Produkte über Amazon recherchiert und gezielt für den Marktplatz entwickelt. Später kann auch ein Großteil des Marketings sowie die ganze Unternehmenspräsenz über Amazon gesteuert werden.
Amazon kurz erklärt
In den letzten Jahren hat sich Amazon zum wichtigsten Marktplatz im B2C-Bereich entwickelt und seinen Umsatz kontinuierlich gesteigert.
Grund dafür sind vor allem die vielen Dritthändler, die, angelockt von umfangreichen Ressourcen und hoher Reichweite, ihre Produkte auf der Plattform positionieren. Dadurch steigt die Produktauswahl, die Reichweite wird noch größer und weitere Händler bzw. Gründer werden angezogen.
Diese Wachstumsspirale wird auch Amazons Flywheel genannt.
Das Besondere an Amazon FBA
Im Gegensatz zu vielen anderen Marktplätzen für B2C-Unternehmen kann man auf Amazon bereits mit einem Produkt starten, sich damit als professionelle Marke präsentieren und Umsätze im 4 bis 5-stelligen Bereich erwirtschaften. Es gibt zwar auch Produkte, die monatlich über 100.000 € einbringen, allerdings ist ein so hoher Absatz sehr kapitalintensiv und kommt eher bei fortgeschritteneren Sellern vor.
Der wichtige Punkt ist, dass der Absatz im Vergleich zu anderen Vertriebsmethoden (z.B. Ebay oder Online-Shop) deutlich höher ist und alle logistischen Aufgabenbereiche durch das FBA-Programm ortsunabhängig und weitgehend automatisiert durchgeführt werden können.
Was ist Amazon FBA?
FBA steht für Fulfillment by Amazon und benennt Amazons Service für Lagerung, Verpackung und Versand der Produkte teilnehmender Dritthändler. Das klingt erstmal teuer, ist im Vergleich zum Eigenversand aber deutlich günstiger.
Durch die riesige Anzahl an täglichen Sendungen kann Amazon die Versandpreise enorm drücken, sodass man für ein Paket inkl. Karton, Sendungsnummer und Prime-Versand weniger zahlt, als wenn man einen mittleren Umschlag unter gleichen Bedingungen exkl. Verpackung zur Post bringt.
Auch die Einsparungen in Bezug auf Arbeitszeit und Mitarbeiter sind vor allem bei größerem Absatzvolumen ziemlich hoch.
So funktioniert der Vertrieb auf Amazon
Der Handel mit eigenen Produkten über Amazon ist ein sehr datengesteuertes Geschäftsmodell. Fast alle Entscheidungen können anhand von vorhandenen Daten getroffen werden, wodurch der Raum für Fehler relativ klein wird.
Das betrifft z. B. Produktrecherche, Entwicklung von USPs, Listing-Erstellung und Amazon PPC (Marketing).
Wer mit E-Commerce Geld verdienen möchte, braucht vor allem ein starkes Produkt. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man handelt mit bereits vorhandenen Markenprodukten oder entwickelt eigene Produkt mit eigenem Markennamen.
Für den Marktplatz Amazon eignet sich vor allem zweiteres, da man als Händler von anderen Produkten eine deutlich schwierigere Konkurrenzsituation hat. Dazu kommt, dass man nicht Markeninhaber, sondern Händler ist und USP-Findung sowie Skalierung sehr eingeschränkt sind.
Am Anfang steht also die Produktrecherche, bei der man potenzielle Produkte sammelt und anhand verschiedener Kriterien aussortiert.
Grundsätzlich geht es darum, Artikel zu finden, die eine hohe Nachfrage haben, aber schlecht umgesetzt sind. Das betrifft zum Beispiel Texte, Produktbilder, Rezensionen und Angebot (Konkurrenz).
Überprüfen lässt sich die Nachfrage mit Tools wie X-Ray, die einen genauen Einblick in die Umsatzzahlen der verschiedenen Listings ermöglichen. Über die negativen Rezensionen der Konkurrenz lässt sich prüfen, welche Kriterien das Produkt mindestens erfüllen muss, um besser zu sein.
Weitere USPs sind natürlich von Vorteil und können den langfristigen Erfolg des Produkts sichern.
Ist das Produkt entwickelt, geht es an die Umsetzung der Pläne
Dafür braucht es einen Hersteller, der bereits geringe Stückzahlen zu einem fairen Preis produzieren kann und trotzdem individuelle Änderungen und Branding (Logo, Verpackung) ermöglicht.
Solche Produzenten findet man meistens in Asien, allerdings eignet sich für manche Produkte bzw. Materialien auch der deutsche bzw. europäische B2B-Markt. Ist auch dieser Schritt abgehakt, muss die Ware nur noch importiert und eingelagert werden.
Sobald das geschehen ist, können die Maßnahmen für den Launch ergriffen werden und der Verkauf startet.
Fazit zu E-Commerce mit Amazon FBA
Wer im E-Commerce und gleichzeitig ortsunabhängig bzw. flexibel von zu Hause aus arbeiten möchte, braucht einen Fulfillmentpartner, der alle stationären Aufgaben automatisiert erledigt.
Amazon bietet genau das und stellt gleichzeitig die Vertriebsplattform, was den Workflow nochmal um einiges erleichtert.
Zwar wird man durch die Amazon-Gebühren auf einen Teil seiner Marge verzichten müssen, erwirtschaftet durch die höhere Reichweite aber trotzdem mehr Gewinn. Voraussetzung dafür ist natürlich ein Produkt, welches sich wirklich von den anderen abhebt und eine hohe Qualität bietet.
In puncto Qualität dürfen keine Abstriche gemacht werden, auch wenn das manchmal mehr Arbeit erfordert und Einbußen an anderen Stellen erfordert.