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Warum viele Frauen im Bewerbungsprozess ihre Stärken nicht klar zeigen

Jeder Karriere-Ratgeber predigt uns die gleiche Botschaft: Frauen sollen selbstbewusster auftreten, mehr Gehalt fordern und ihre Erfolge offensiver präsentieren. Hört sich simple an, doch für die meisten von uns ist das statt eines motivierenden Spruchs eher ein innerer Konflikt.

Doch an was liegt es? Sicher nicht an fehlender Ambition, denn da du auf diesem Beitrag gelandet bist, gehörst du zu den Boss Babes, die die Karriereleiter bis ins CXO-Level erklimmen möchten. Es liegt auch nicht an fehlendem Mut, der uns die Türen zu den Positionen anlehnt, die praktisch auf uns zugeschnitten sind. Die Zurückhaltung einer Frau stammt vielmehr aus einem komplexen Zusammenspiel aus verinnerlichten kulturellen Erwartungen und einem strukturellen System, das Leistung anders bewertet, wenn sie von einer Frau erbracht wird.

Bescheiden sein, Risiken vermeiden, Teamwork statt Individualität – all das sind Charaktereigenschaften, die irgendwie in uns Frauen verankert sind. Nicht zwingend aus evolutionären Gründen, sondern viel mehr aus sozialen und gesellschaftlichen Normen entstehend. Für die erfolgreiche Unternehmerin von heute ist es also essenziell, diese Muster zu erkennen und sie strategisch zu durchbrechen.

Strategisch vorbereitet statt „sich gut verkaufen“

Der Bewerbungsprozess ist, nüchtern betrachtet, ein hochstrategisches Spiel, das eher wenig Raum für Bescheidenheit lassen sollte. Wenn du deine Stärken nicht unmissverständlich kommunizierst, wirst du in der Masse übersehen – und das fängt bereits bei den Bewerbungsunterlagen an. Viele Frauen neigen dazu, ihre Erfolge zu relativieren oder als Teamleistung darzustellen, anstatt sie quantitativ und direkt auf ihre eigene Initiative zurückzuführen.

Aber das ändert sich jetzt, schließlich bist du hier, um die Traumstelle für dich zu gewinnen! Beginne damit, deine Unterlagen objektiv und datenbasiert durchzugehen und sie aufzufrischen. Verschaffe dir auch einen Lebenslauf Check mit Onlinelebenslauf, um branchenspezifische Schlagwörter und Redewendungen einzubauen. Wichtig ist, Formulierungen, die deine eigenen Leistungen mindern, zu streichen und mit starken Fakten zu ersetzen. Mit Kennzahlen (Umsatzsteigerung, Kostenreduktion, Mitarbeiterführung), die deine Erfahrung und Skills effektiv in den Vordergrund rücken.

Übrigens: Dieser analytische Ansatz gilt auch für Gründerinnen bei der Präsentation vor Investoren, wo jeder Erfolgsfaktor bis ins Detail belegt werden muss.

Wichtig ist auch, dir einzugestehen, dass es keine Perfektion gibt. Sicher suchen Arbeitgeber nach der perfekten Kandidatin, aber eben auch nach jemandem, der nahbar ist und ins Team passt. Der sich mit der Unternehmensphilosophie identifiziert und diese auch wirklich in seine Aufgaben bringt. Authentizität ist mehr wert als ein perfekt zu scheinender Lebenslauf.

Kompetenz vs. Sympathie

Kompetenz vs. Sympathie

Ein zentrales, informationskritisches Problem ist das sogenannte „Double Bind“, also Doppelbindungen. Während von Männern erwartet wird, dass sie sich selbstbewusst und dominant präsentieren (was als Kompetenz interpretiert wird), werden Frauen, die dasselbe tun, häufig als „aggressiv“ oder „unsympathisch“ wahrgenommen. Viele weibliche Führungskräfte schwächen ihre Selbstpräsentation bewusst ab, um nicht als bedrohlich empfunden zu werden. Traurige Realität.

Dieses Phänomen ist der Grund, warum reine Motivationsappelle, wie man in die weibliche Energie findet, im Kontext eines knallharten Business-Umfelds oft ins Leere laufen. Es geht nicht darum, das eigene „Ich“ zu verändern, sondern die Wahrnehmung von außen strategisch zu managen. Frauen stehen vor der unmöglichen Aufgabe, gleichzeitig kompetent und sympathisch zu wirken, während Männer oft nur die erste Anforderung erfüllen müssen.

Das Ergebnis? Hochqualifizierte Frauen verfallen unbewusst in einen Modus der Rechtfertigung. Anstatt ihre Erfolge stolz im Endergebnis zu präsentieren, gehen sie auf den Prozess, die Herausforderungen und besonders die Teamarbeit ein. Sie machen sich mehr oder weniger klein und stehen in ihrem eigenen Schatten.

Bescheidenheit: Weiterbringend oder Karriere schädigend?

Die Wurzel des Problems liegt tief in der Sozialisation. Mädchen werden oft für Kreativität und Kooperation gelobt, während Jungen häufig für Stärke und Führung Anerkennung finden. Wachsen wir nun mit diesen eingetrichterten Charaktereigenschaften auf, manifestieren sich diese Prägungen früher oder später. Frauen neigen dann zur Bescheidenheit oder gar dem Impostor-Syndrom, das selbst bei hervorragender Leistung große Zweifel hervorbringt.

Doch je höher man die Karriereleiter aufsteigen möchte, desto schwieriger wird es, sich selbst zu präsentieren. Besonders für Unternehmerinnen oder in der Start-up-Welt ist diese Haltung fatal. Wer hier zögert oder seine Erfolge herunterspielt, verliert den Pitch; nicht weil die Idee schlecht ist, sondern weil die Präsentation Zweifel weckt.

Wir Frauen müssen lernen, unsere Erfolge nicht als glücklichen Zufall oder Teamleistung zu sehen, sondern als direktes Ergebnis unserer strategischen Führung und Kompetenz.

Fazit: Erfolg ist keine Frage des Zufalls, sondern der Strategie

Natürlich ist es wichtig, dass wir Frauen uns nicht selbst klein machen und unsere Stärken im Bewerbungsprozess klarer und selbstbewusster zeigen sollten. Doch damit ist es nicht getan, denn auch unser Gegenüber muss seine Denkweise ändern. Die erbrachte Leistung, Attitüde und Skills sollten stellen besetzen, nicht die Zusammenstellung von Chromosomen.

Es ist nicht nur wichtig, dass Frauen ihre Selbstpräsentation reflektieren, sondern auch das Männer und selbst Frauen in Führungspositionen über das Geschlecht hinwegsehen. Wer diese kritische Distanz wahrt und sich auf die harten Fakten konzentriert, schafft die notwendige Klarheit für den eigenen Aufstieg – unabhängig von überholten Rollenbildern.

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