Meisterfotografin Birgit Steinberger hat sich auf Businessfotografie für Frauen spezialisiert. Warum weibliche Unternehmerinnen und Selbstständige oft damit hadern, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, und warum sich Steinberger besonders gut in ihre Kundinnen hineinversetzen kann, hat sie im Interview verraten.
Birgit Steinberger im Interview über Businessfotografie für Frauen
Dem eigenen Unternehmen ein Gesicht geben – damit tun sich deiner Meinung nach gerade Frauen in Führungspositionen schwer, wenn es um ihre Präsenz auf Businessfotos für Werbezwecke oder Online-Auftritte geht.
Warum ist das so?
Birgit Steinberger: Ein Großteil meiner Kundinnen hat ein Problem damit, mit Fotos in die Öffentlichkeit zu gehen. Schon das Fotografieren an sich erfordert Mut, da der Fokus komplett auf eine Person gerichtet ist.
Auf der Website oder bei Social Media sind die Fotos dann wirklich öffentlich sichtbar, sodass sie sich damit auch für mögliche Kritik angreifbar machen. Davor haben viele natürlich Angst, obwohl sie sehr viel Talent haben.
Allerdings haben sie es nie gelernt – im Gegensatz zu den meisten Männern – das auch nach außen zu transportieren. Eben zu zeigen, wer sie sind und was sie können. Dabei spreche ich jetzt hauptsächlich über Frauen im Alter von 30 bis 50 Jahren.
Für sie ist es besonders herausfordernd, sich zu zeigen.
Gibt es dafür einen Hauptgrund, der dir bei Shootings genannt wird?
Es gibt im Prinzip zwei Sätze, die fallen: Ich kann es nicht. Oder: Ich gefalle mir eh nie auf Fotos. Schwierig wird es vor allem beim ersten Grund, weil der ja impliziert, dass sie sich selbst die Schuld dafür geben.
Und wenn ich mir selbst die Schuld gebe, dann glaube ich, dass mir sowieso keiner helfen kann.
Dabei ist das Problem aber oft, dass die Frauen bei Hobby-Fotografen oder Bekannten waren, um Businessfotos machen zu lassen. Sie suchen die Schuld aber nicht bei denen, sondern glauben, dass sie selbst nicht fotogen sind.
Vertrauen scheint bei Businessfotografie für Frauen also eine große Rolle zu spielen, oder?
Ja, definitiv. Genau deshalb trauen sich Frauen ja oft nicht zum professionellen Fotografen zu gehen, sondern suchen eben eher im privaten Umfeld jemanden, der die Fotos macht. Dabei ist der Fotograf ausschlaggebend.
Wenn dieser einen abholt und auf den Aufbau des Bildes schaut inkl. der richtigen Bildsprache, dann sieht das Resultat natürlich ganz anders aus. Leider ist vielen Frauen gar nicht klar, dass sie die Darstellung von sich und ihrem Unternehmen bei Hobby-Fotografen in verkehrte Hände legen.
Und da willst du gegensteuern?
Es liegt mir einfach am Herzen, Frauen, die in dem, was sie tun, richtig gut sind, von ihrer besten Seite zu zeigen. Mithilfe von individuellen Fotos, die letztlich auch den Selbstwert steigern. Ein Foto, auf dem ich mir wirklich gefalle, macht etwas mit meinem Selbstwert.
Man sieht sich selbst als wertvoller an. So zeigt man seine Website oder seinen Folder auch lieber, weil man stolz darauf ist.
Du selbst hast dich 2007 selbstständig gemacht, also denselben Prozess durchlaufen wie etliche deiner Kundinnen.
Inwiefern hilft dir diese Erfahrung heute noch beim Fotografieren?
Ich weiß, wie es ihnen geht und kann mich in sie hineinversetzen, weil ich damals selbst eine graue Maus war. Früher dachte ich, dass es nur um den Kunden geht und nicht um das, was ich tue. Darum habe ich mich auch nicht gezeigt und war meistens schwarz gekleidet.
Aber: Das ist kein unternehmerisches Denken und auch sehr hinderlich für die Kundengewinnung. Es geht immer um den Unternehmer selbst, weil dieser seine eigene Marke ist und präsentiert. Mittlerweile zeige ich mich in den sozialen Medien und spreche beispielsweise auch vor Publikum.
Die Businessfotos sollen bestenfalls auch die Arbeit der Frauen zeigen. Wie gelingt es dir, die Botschaft des Unternehmens mit einzufangen?
Die Beratung ist das A und O. Wenn eine Unternehmerin im Dienstleistungssektor tätig ist, versuche ich, sie mit der Dienstleistung zu zeigen. So, dass man bestenfalls auf den ersten Blick erkennt, was sie macht.
Die Beratung und die Gespräche mit der Kundschaft sind also ausschlaggebend, damit ich Ideen entwickeln kann und ein Gesamtkonzept für das Shooting zu erstellen.
Meine Kundinnen brauchen sich dann nur noch von mir fotografieren lassen, alles andere übernehme ich.
Ohne Vorarbeit loszulegen ist somit problematisch?
Eine Unternehmerin hat mir kürzlich berichtet, dass sie ein Werbevideo in Auftrag gegeben hat, für das sie alles selbst vorbereiten musste. Die beauftragte Firma ist gekommen und hat das umgesetzt, was sie gesagt hat. Es wurden keine Fragen gestellt.
Mit dem Ergebnis war sie nicht zufrieden. Es steht und fällt einfach alles mit der Ideen-Findung, dem Konzept und der Beratung der Kundin.
Es ist nicht die Aufgabe der Kundin zu sagen, wie ein Foto oder Video am besten aufbereitet sein soll.
Woher soll sie das genau wissen, wenn es nicht ihre Expertise ist Mein persönlicher Ansatz ist, die Kunden zu befragen, um ihre Prioritäten, gewünschten Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale zu verstehen.
Die Umsetzung der besten Lösung obliegt dann meiner Verantwortung als Fotografin, stets in enger Abstimmung mit der Kundin. Nur so kann ich sicherstellen, dass jeder individuell, authentisch und passend zum Business sichtbar wird.
Warum benötigt man Business-Fotos und warum sollen Sie professionell aussehen?
Die eigenen Fotos auf der Website und im Folder sind die Visitenkarte, die zeigt, wer man ist, was man tut und wofür man steht. Unprofessionelle Aufnahmen, sei es durch Dunkelheit oder Unschärfe, könnten den Eindruck erwecken, dass die Person nicht vertrauenswürdig, unseriös oder ebenso wenig professionell wie die Bilder selbst ist.
Im schlimmsten Fall bedeutet das: kein Kunde, kein Umsatz.
Hochwertige, professionelle Fotos hingegen schaffen Vertrauen, strahlen Professionalität aus und tragen zur Umsatzgenerierung bei. Bilder sind mächtig und ein entscheidendes Werkzeug, unabhängig davon, ob es sich um ein Ein-Personen-Unternehmen oder eine größere Firma handelt.
Darum sollten Fotos gut und weise eingesetzt werden, da sie sowohl Vertrauen aufbauen oder zerstören können.
Über Birgit Steinberger:
Birgit Steinberger ist seit über 20 Jahren leidenschaftliche und ausgebildete Meisterfotografin, ausgebildete Stilberaterin und Gründerin von ‚PhotoINstyle‘. Sie fotografiert Solopreneure, Teams und Unternehmen in ganz Österreich und Deutschland und schafft mühelos den Spagat zwischen Branding und authentischen, natürlichen Business-Fotos.
Ihre Fotoshootings lassen genug Zeit für eine gute und typgerechte Style-Beratung. Gerade Frauen hilft sie so, ihren Selbstwert zu heben und ihre Lust auf Sichtbarkeit zu vergrößern.