Selbstständig und schwanger, geht das denn überhaupt? Kann das gut gehen? Du erfährst 5 Tipps, wie du vorausschauend planen kannst und wie du deinen Traum als Mama leben kannst während du die Vorteile der Selbstständigkeit voll auskostest.
Schwanger sein ist ein Abenteuer. Selbstständig sein auch. Schwanger und Selbstständig somit eine doppelte Herausforderung.
So dachte ich ziemlich lange. Fragen wie: Was sind die Voraussetzungen dafür, dass ich mein erstes Baby und mein Business nicht gleich an den Nagel hängen muss? Und trotzdem eine gute Mama sein kann?
Die Sorge einer werdenden Mutter mit eigenem Betrieb, die sich um ihre berufliche und finanzielle Zukunft kümmert, ist nachvollziehbar. Schließlich können wir nicht ohne persönliches Investment und motivierten Einsatz mit kontinuierlicher Auftragslage, regelmäßigen Geldeingängen oder einer treuen Kundschaft rechnen.
Wir Menschen wachsen an der Herausforderung. Auch wenn du als Selbständige auf viele Extras – wie z.B. den Mutterschutz – verzichten musst, so hat die Selbständigkeit andere Vorteile. Du musst nur wissen, sie zu nutzen.
Eines jedoch vorweg: Jede Schwangerschaft ist anders und lässt sich nicht pauschalisieren.
Was ich hier möchte, ist, dich auf ein paar Dinge zu sensibilisieren, die auf dich zukommen können, solltest du während deiner Schwangerschaft dein Unternehmen weiterführen wollen. Es ist wichtig, über diese Dinge im Voraus nachzudenken und sich auf so manches vorzubereiten.
Meine Schwangerschaft war geplant. Mein Mann und ich haben uns informiert, vorbereitet und uns dann mit absoluter Überzeugung für das Kind entschieden und es bis heute keine einzige Sekunden bereut.
Dabei war mir wichtig, dass mein Mann mich in der Zeit unterstützt und auf das Kind aufpasst, damit ich mein Business weiterführen kann.
5 Tipps wie du trotz eigenem Business deine Schwangerschaft genießen kannst
Was kann ich planen und wo muss ich lernen, flexibel auf die Gegebenheiten zu reagieren und offen zu bleiben?
Grundsätzlich bin ich eine Person, die gerne flexibel ist und nur den Rahmen plant. Daher tue ich mir leicht, schnell auf Veränderungen zu reagieren und mich entsprechend neu einzustellen.
Doch eine Schwangerschaft kann man nicht immer planen. Manchmal passiert es einfach, manchmal dauert es länger, als gedacht. Bei mir klappte es sofort, obwohl ich nicht damit gerechnet hatte. Wahrscheinlich genau deswegen.
Wir hatten gerade eine Reise nach Südafrika geplant, als ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt. Selbstverständlich haben wir uns riesig gefreut und die Reise auf einen anderen Zeitpunkt verschoben.
Wann du also tatsächlich schwanger wirst, kannst du nicht planen. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die in deinem Planungsbereich liegen.
Zu dem Zeitpunkt, als ich schwanger wurde, florierte mein Coaching-Business so richtig. Gerade die ersten drei Monate der Schwangerschaft hat jedoch dein Körper am meisten zu verkraften:
Die Hormonumstellung und die daraus resultierende Müdigkeit und Schlaflosigkeit können echte Motivationskiller sein. Klar, jede Schwangerschaft ist anders und obwohl ich unendlich müde war, ich täglich mit Übelkeit zu kämpfen hatte, konnte ich weiterarbeiten, weil ich letzten Endes nicht über der Kloschüssel hing.
Was ist notwendig, um trotz aller körperlichen Anstrengungen weiterzuarbeiten?
Regelmäßige Pausen. Anstatt einen Kliententermin nach dem nächsten anzusetzen, plante ich dazwischen Pausen ein, die es mir ermöglichten, zu essen, mich für eine halbe Stunde hinzulegen und mich zu entspannen.
Nimm dir weniger vor, auch wenn es dir anfangs schwer fällt und es vielleicht ungewohnt für dich ist. Ich verringerte die tägliche Klienten von maximal fünf auf drei pro Tag.
Das ermöglichte es mir, trotzdem 100% für mein Business zu geben, dabei fit zu bleiben und meine Schwangerschaft voll und ganz auszukosten.
Diese Anzahl behielt ich bei, bis ich in Mutterschutz (in Österreich heißt das Wochengeld und ist nur manchen Berufsgruppen vorenthalten) ging und mir eine komplette Auszeit gönnte.
Setze deine Prioritäten neu und lass dir helfen! Du wirst im ersten und letzten Trimester deiner Schwangerschaft öfter mal müde sein. Vergiss nicht: Dein Körper vollbringt Meisterleistungen, denn immerhin baust du ganze neun Monate lang einen Menschen.
Überleg dir also von Anfang an, welche Arbeiten du aus der Hand geben kannst. Egal, ob es um dein Business geht oder um den Haushalt.
Je mehr du dich aufs Wesentliche konzentrierst, desto mehr Energie bleibt dir letzten Endes um dich auf dein Kerngeschäft zu konzentrieren und dich gleichzeitig nicht zu verausgaben.
Selbstständig und Schwanger? Kann ich so weiterarbeiten, wie bisher?
Bevor ich schwanger wurde, dachte ich, ich könnte so weiterarbeiten, wie bisher. Immerhin dauert es eine Weile bis man das Bäuchlein sieht. Dachte ich…
Obwohl ich sehr sportlich bin und ein hohes Energieniveau habe, muss ich dir leider die Illusion nehmen. Vergiss es!
Im ersten Trimester muss sich dein Körper umstellen. Im zweiten Trimester kehren zwar deine Lebensgeister in der Regel zurück, jedoch habe ich auch hier von anderen Schwangeren mitbekommen, dass es nicht zwingend so sein muss. Manche hatten auch im zweiten Trimester durchgehend mit Übelkeit zu kämpfen gehabt.
Im letzten Trimester kommt dann noch die Unbeweglichkeit dazu und die Energie nimmt ab, weil sich dein Fokus automatisch beginnt, zu verschieben und dein Wunsch nach Nestbau größer wird.
Ich persönlich merkte von Anfang an, wie müde ich war. In den neun Monaten habe ich kaum eine Nacht durchgeschlafen. Wenn ich zu viele Klienten annahm, war ich am Abend kaum noch in der Lage, die Augen offen zu halten.
Deswegen ist es besonders wichtig, dir zu überlegen, welche Projekte oder Kunden dir wirklich Freude bereiten und dir Energie zurückgeben.
Wenn du das Gefühl hast, mehr hineinzustecken als zurückzubekommen, bemühe dich darum, energieraubende Kunden und Projekte nach und nach abzustoßen oder abzugeben. Spätestens dann, wenn dein Kind da ist, wirst du diese ohnehin nicht weiter betreuen wollen, weil dir bewusst wird, wie wichtig deine Lebenszeit ist.
Sei ehrlich zu dir selbst, auch, wenn du im ersten Moment wahrscheinlich Stresszustände bekommst und dir kurzfristig Umsätze wegfallen.
Der Preis für Energieräuber ist gerade im Hinblick auf die Schwangerschaft zu hoch und beeinflusst zudem auch die Kunden und Projekte, die dir tatsächlich Freude bereiten und einen positiven Effekt auf dich, dein Business und letzten Endes auf die Schwangerschaft haben.
Was sind die Vorteile der Selbstständigkeit und welche Voraussetzungen brauche ich, um diese nutzen zu können?
Aus meiner Sicht ist der Nummer-1-Vorteil der, dass du als Selbstständige deine Zeit so einteilen kannst, wie du möchtest. Wenn du angestellt bist, wirst du oftmals danach gemessen, ob du deine neun Stunden absolvierst, selten jedoch am Output.
Als Schwangere ist es zudem angenehmer, die eigene Zeiteinteilung zu übernehmen und sich seine Pausen dann einzuplanen, wenn man sie auch wirklich braucht. In klassischen 9-to-5-Jobs kann man dies ja schließlich nicht.
Wenn du für dich selbst arbeitest, entscheidest du, wofür du deine Zeit hineinsteckst und wie viel du davon in welches Projekt bzw. in welche Kunden investieren möchtest.
Ich weiß: Viele von uns glauben, sie hätten keine Zeit. Und ich muss dir Recht geben. Niemand hat Zeit, aber für die wichtigen Dinge nimmt man sich die Zeit .
Deswegen ist es gerade in der Schwangerschaft wichtig, dir Klarheit über die Wichtigkeit deiner Werte zu verschaffen.
Dabei helfen Fragen wie: Was für eine Mama möchte ich sein? Was ist mir wichtig als Mutter/Selbstständige/Unternehmerin? Was ist mir wichtig als Frau?
Je nachdem, welche Werte du hast, kannst du deine Prioritäten richtig setzen und somit Ziele ableiten, die du täglich verfolgst.
Die wichtigste Zutat, um die Vorteile der Selbstständigkeit zu nutzen, ist es, Geduld mit dir selbst zu haben. Wenn es dir nicht gleich gelingt, die Prioritäten zu setzen oder alle Ziele zu erreichen, darfst du nicht aufgeben.
Die Schwangerschaft und auch die Zeit danach, die sogenannte Wochenbettzeit, ist ein Prozess, der sich entwickeln darf. Sowohl die Schwangerschaft mit der einhergehenden Reduzierung an Energie, als auch später, wenn dein Kind da ist, bedeuten eine Lebensumstellung, die du vorher nicht wirklich planen kannst.
Es darf sich entwickeln. Wichtig ist, dass du dir bewusst bist, was dir wirklich wichtig ist – und das definierst du im Voraus anhand deiner Werte.
Kinder sind außerdem Effizienzmacher. Du wirst automatisch dazu gedrängt, dir zu überlegen, worin du deine Zeit hineinstecken möchtest, weil dir auf einmal bewusst wird, wie wichtig Zeit überhaupt ist.
Was dir auch helfen kann, ist, mit deinem Partner vorher abzuklären, inwieweit er dich unterstützen kann. Sei es die Hausarbeit oder auch danach, wenn dein Kind bereits da ist.
Bei uns ist es so, dass mein Mann trotz seiner Managementposition im Home-Office sein kann. Wir haben von Anfang an vereinbart, dass er den Kleinen übernehmen wird, damit ich stundenweise Klienten annehmen kann.
Das war mir persönlich sehr wichtig, da ich meinen Job sehr gerne mache und die Pause möglichst gering halten möchte. Und dennoch mein Kind nicht in Fremdbetreuung geben muss.
Wie kann ich meine finanziellen Ängste in den Griff kriegen?
Davor hatte ich besonders Angst. Obwohl wir beide gut verdienen, war mir klar, dass ich möglichst wenig von meinem Lebensstil einbüßen möchte.
Zum Glück sind wir in Deutschland und Österreich in dem Vorteil, dass wir trotz Selbstständigkeit finanzielle Hilfe beantragen können.
Informier dich daher unbedingt von Anfang an über deine Möglichkeiten, da sich diese von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Obwohl du viele Informationen im Internet findest, liegen die Feinheiten jedoch im Detail.
Nutze die Möglichkeit, Beratungsstellen aufzusuchen. Das spart Zeit und Nerven. Die Berechnungen als auch die Dauer der Förderung können ganz schön gefinkelt sein.
Versuche, alles vor der Entbindung zu erledigen. Wenn das Baby einmal da ist, hast du andere Prioritäten und möchtest die Zeit dafür nutzen, um dich auf die neue Lebenssituation einzustellen.
Wenn es deine finanzielle Lage zulässt, lege von Anfang an Geld auf die Seite, damit du dir einen Puffer schaffst, der dir während deiner Karenzzeit erlaubt, dich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Kunden zu informieren?
Das war definitiv einer der Punkte, die mir am meisten Angst machte.
Wie würden die Kunden reagieren? Würden mir überhaupt noch welche bleiben oder alle gleich das Weite suchen? Wie lange konnte ich noch Aufträge annehmen, ohne den Prozess zu gefährden?
Egal, was dir im Kopf herumschwirrt: Es ist am Besten, deinen Kunden so früh wie möglich deine Schwangerschaft bekannt zu geben.
So können sie mit Verständnis rechnen, wenn du vor der Entbindung nur noch eingeschränkt erreichbar bist oder jemand anderer auf die E-Mails oder Telefonanrufe reagiert bzw. Termine dann doch kurzfristig abgesagt werden.
Ich hatte Glück! Die meisten meiner Klienten freuten sich für uns.
Manche stand kurz der Schweiß im Gesicht geschrieben… Aus Sorge heraus, noch nicht weit genug in ihrem Entwicklungsprozess zu sein. Ich setzte mir daher einen endgültigen Zeitpunkt, bis zu dem ich noch neue Klienten annahm.
Zudem klärte ich für mich selbst im Voraus, was ich tun konnte, im die bestehenden Klienten so weit zu versorgen, dass sie auch eine Zeit lang ohne mich auskommen konnten.
Je nachdem, in welchem Business du unterwegs bist, kannst du dir überlegen, ob es Dinge gibt, die du automatisieren kannst, abgibst oder jemanden einstellst, der gewisse Aufgaben für dich übernehmen kann.
Irgendwann mal kommt der Punkt, da wirst du deine Selbstständigkeit als unwichtig sehen, egal wie viel Spaß und Freude es dir bereitet hat.
Deine Prioritäten werden sich verschieben – und das ist gut so!
Auch wenn es dir in manchen Momenten Angst machen wird, weil du alles hinterfragst. Du schaltest einfach in einen anderen Modus. Genieß die Zeit, es kommt der Punkt an dem sich auch das wieder ändert.
Auch wenn es nie wieder so sein wird, wie es mal war. Aber ganz ehrlich und unter uns: Wer möchte das schon, wenn du schon so ein Wunder erleben darfst?
Über die Verfasserin:
Isabel Jenni-Zingelmann ist zertifizierter Coach fürs Unbewusste und unterstütze Menschen dabei ihre negativ geprägten Emotionen aus der Vergangenheit zu heilen.
In ihrem 1:1 Coaching begleitet sie Menschen dabei ihre Selbstwirksamkeit, Selbstvertrauen, Selbstwert und -Sicherheit zu stärken, damit ihre Vergangenheit nicht mehr ihre Zukunft und Gegenwart negativ beeinflusst.