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Das Arbeitszeugnis – alles was du wissen musst: Aufbau, Geheimcodes und rechtliche Fragen

Das Arbeitszeugnis - alles was du wissen musst Aufbau, Geheimcodes und rechtliche Fragen
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Du hast dich dazu entschieden, deinen Job zu wechseln. Die letzten laufenden beruflichen Angelegenheiten sind geklärt und nun benötigst du noch dein Arbeitszeugnis.

Allerdings ist häufig nicht direkt auf den ersten Blick ersichtlich, was dein Arbeitszeugnis über dich aussagt. Deshalb ist es wichtig, relevante Arbeitszeugnis Schlüsselwörter zu kennen.

Was ist ein Arbeitszeugnis?

Beim Arbeitszeugnis handelt es sich um eine schriftliche Bescheinigung des Arbeitgebers. Sie enthält die Dauer, Inhalt sowie den Verlauf des Arbeitsverhältnisses oder der Ausbildungszeit.

Durch das Arbeitszeugnis hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, fremden Dritten gegenüber nachweisen zu können, welche Qualifikationen und Kenntnisse er bei dem vorherigen Arbeitgeber erworben hat.

4 verschiedene Arbeitszeugnistypen

Es gibt vier verschiedene Arbeitszeugnistypen:

  • einfaches Arbeitszeugnis
  • qualifiziertes Arbeitszeugnis
  • Zwischenzeugnis
  • Ausbildungszeugnis

Einfaches Arbeitszeugnis

Arbeiternehmer:innen haben bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses den Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis.

Hier müssen mindestens Art und die Dauer der Tätigkeit aufgeführt werden.

Qualifiziertes Arbeitszeugnis

Weiterhin können Arbeiternehmer:innen verlangen, dass ihr Arbeitszeugnis ebenfalls über ihre Leistung sowie ihr Verhalten im Arbeitsverhältnis erweitert wird.

Eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer müssen dieses Zeugnis ausdrücklich verlangen, da es dies nicht immer automatisch gibt.

Zwischenzeugnis

Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer können zu jeder Zeit ein Zwischenzeugnis verlangen. In der Regel ist der Anspruch darauf im Tarif- oder Arbeitsvertrag geregelt.

Ein berechtigtes Interesse liegt vor, sofern sich das Arbeitsverhältnis ändert auf Grund von betrieblichen Veränderungen oder Umstrukturierung.

In diesem Fall lohnt es sich, ein Zwischenzeugnis anzufordern.

Denn Jahre später kann sich der Chef häufig nicht mehr an Leistungen erinnern. Ein Zwischenzeugnis kann sich allerdings als nützlich erweisen, falls der Arbeitgeber beim Verlassen des Betriebs ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellt.

Ausbildungszeugnis

Ein Ausbildungszeugnis wird bei Beendigung der Ausbildung, Umschulung sowie beruflichen Fortbildung ausgestellt.

Wie ist ein Arbeitszeugnis aufgebaut?

WIe ist ein Arbeitszeugnis aufgebaut

Der Arbeitszeugnis-Aufbau gestaltet sich einheitlich.

Es beginnt mit Datum und Überschrift. Anschließend folgen eine kurze Einleitung sowie die Beschreibung der Position und der Aufgabenbereich der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers.

Optional können die Branche sowie die Tätigkeiten des Unternehmens eingetragen werden. 

Bei einem qualifizierten Arbeitszeugnis werden zudem die besonderen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kompetenzen der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers.

Zu guter Letzt folgen eine detaillierte Beurteilung seiner Leistung, seiner Arbeitsweise und seines Verhaltens. 

Laut Gesetz muss ein Arbeitszeugnis wahrheitsgemäß, klar sowie branchenüblich formuliert werden. Weiterhin darf es ausschließlich wesentliche Informationen enthalten und muss für einen potenziellen Arbeitgeber schlüssig erscheinen.

Arbeitgeber können eine Software für die Erstellung von Arbeitszeugnissen verwenden, welche die Arbeit enorm erleichtern. 

Ist der Arbeitgeber verpflichtet, ein Zeugnis auszustellen?

Du hast rechtlich grundsätzlich Anspruch auf ein Arbeitszeugnis. Jedoch musst du es ausdrücklich verlangen.

Der Arbeitnehmer befindet sich in der sog. „Holschuld“. Die Forderung kann im Zuge der Kündigung schriftlich erfolgen.

Bis wann muss ein Arbeitgeber ein Zeugnis ausstellen?

Erfolgt keine Ausstellung des Arbeitszeugnisses, versende das Schreiben erneut, allerdings per Einschreiben mit Rückschein an das Unternehmen.

Hier solltest du eine Frist zwischen sieben bis 14 Tagen setzen sowie darauf hinweisen, dass du den Rechtsweg alternativ bestreiten wirst, sofern dir dein ehemaliger Arbeitgeber kein Arbeitszeugnis aushändigen wird.

Können Arbeitszeugnisse nachgefordert werden?

Grundsätzlich ist es möglich, Arbeitszeugnisse nachzufordern. Wurde dir bereits früher ein Arbeitszeugnis ausgestellt und ist dies verloren gegangen, kannst du problemlos deinen ehemaligen Arbeitgeber um eine neue Ausfertigung bitten.

Wurde dir bisher kein Zeugnis ausgestellt, sollte es bei wohlwollenden Unternehmen kein Problem sein, dir nachträglich ein Zeugnis auszustellen.

Bei weniger wohlwollenden Unternehmen bedarf es einer schriftlichen Erinnerung mit der Androhung, alternativ den Rechtsweg zu bestreiten.

 

Arbeitszeugnis Bewertung verstehen

Arbeitszeugnis Bewertung verstehen

In zahlreichen Arbeitszeugnissen treten bestimmte Formulierungen immer wieder auf. Dies sorgt für einen einheitlichen Notenschlüssel und gibt dem künftigen Arbeitgeber eine klare Vorstellung von der Leistung des neuen, potenziellen Arbeitnehmers.

Häufig ist die Arbeitszeugnisausstellung ein Spagat zwischen einer wohlwollenden Beurteilung des Arbeitnehmers sowie der Wahrheit.

Trotz der Wahrheitspflicht ist der Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet, ein wohlwollendes Zeugnis auszustellen.

So erfolgen die Formulierungen stets positiv in einem Arbeitszeugnis Geheimcode. Deshalb ist es wichtig, ein Arbeitszeugnis entschlüsseln zu können. Nur so kannst du wissen, ob dein Arbeitgeber dir tatsächlich ein positives Arbeitszeugnis ausgestellt hat.

Was sind Geheimcodes im Arbeitszeugnis?

Bei einem Arbeitszeugnis Geheimcode handelt es sich um Arbeitszeugnis Formulierungen. Bestimmte Formulierungen werden immer wieder verwendet als einheitlicher Notenschlüssel.

Diese wirken auf den ersten Blick positiv, können aber auf den zweiten Blick durchaus negativ sein.

Was bedeutet „zu unserer vollsten Zufriedenheit“ im Arbeitszeugnis?

Wenn eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer seine Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt hat, war sein Arbeitgeber mit seinen Leistungen zu jeder Zeit außerordentlich zufrieden.

Diese Formulierung spiegelt eine sehr gute Leistung wider.

Was bedeutet das Wort „stets“ im Arbeitszeugnis?

Der Begriff „stets“ hat im Arbeitszeugnis eine besondere Bedeutung.

Die Wörter „immer“ oder „jederzeit“ sind gleichwertige Alternativen. Eines dieser Wörter ist eine Voraussetzung für ein Top-Arbeitszeugnis.

In der schulischen Notenskala entspricht eine derartige Formulierung einem „sehr gut“. Die Formulierung, dass ein Arbeitnehmer stets bemüht war, klingt sehr positiv.

Allerdings ist die Bedeutung von „er war stets bemüht“ alles andere als das.

Bemüht sich eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer stets, ist es ihr oder ihm letztendlich nicht gelungen, die Aufgaben zufriedenstellend zu erfüllen. Diese Formulierung entspricht einer Zeugnisnote Fünf.

Was bedeutet „War jederzeit vorbildlich im Arbeitszeugnis?“

Diese Formulierung weist auf das Sozialverhalten des Angestellten hin. Hier ist das Temporaladverb „jederzeit“ maßgeblich.

Es bedeutet, dass der Arbeitnehmer immer eine gute Leistung erbracht hat. Die Formulierung „er war jederzeit vorbildlich“ entspricht einer Zeugnisnote Zwei.

Konflikte um das Arbeitszeugnis

Konflikte um das Arbeitszeugnis

Zwischen acht bis neun Millionen Menschen wechseln in Deutschland jährlich ihren Job.

Bei dieser Anzahl an Arbeitszeugnissen besteht hinsichtlich der Formulierungen ein hohes Konfliktpotenzial. So werden jährlich über 30.000 Prozesse um das Arbeitszeugnis geführt.

Um versteckte Formulierungen erahnen zu können, ist zunächst eine gute Selbsteinschätzung wichtig. So kannst du dein Arbeitszeugnis entschlüsseln und mögliche negative Formulierungen besser verstehen.

Zahlreiche Webseiten und Ratgeber können dabei behilflich sein.

Nötigenfalls musst du bei zweifelhaften Formulierungen die kompetente Hilfe eines Experten in Anspruch nehmen.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Arbeitszeugnis-Bewertung entscheidend darüber sein kann, ob du für eine neue Arbeitsstelle eine Zusage erhältst.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du dein Arbeitszeugnis entschlüsseln und die Geheimcodes verstehen kannst.

Formulierungen, wie „er war stets bemüht“, wirken im ersten Moment positiv, doch sind sie in Wirklichkeit alles andere als positiv gemeint.

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