Kolumne

Volunteer werden – Freiwilligenarbeit im Ausland

Artlando Wandbilder

Volunteer werden: Wie du dich auch als „älterer“ Volunteer gemeinnützig in Projekte im Ausland freiwillig engagieren kannst, erfahre hier im folgenden Beitrag.

Freiwilligenarbeit, im englischen „Volunteering“ genannt, wird bei dir wahrscheinlich folgende kleine Story im Kopf hervorrufen mögen:

Nach dem Abitur entschied sich Lea, mit ihrer besten Freundin Klara ein Jahr Auszeit zu nehmen. Ein freiwilliges soziales Jahr, bevor der Ernst des Lebens so richtig losgeht! Am liebsten ein Projekt in einer Schule in Afrika oder Naturschutz in Lateinamerika.

Und wenn ich dir nun sage, dass auch Leute (weit) über 25 unvergessliche und prägende Erfahrungen in Form von einem Freiwilligenprojekt im Ausland sammeln können?

Ich bin der lebende Beweis, es geht! Du denkst das ein längerer Auslandsaufenthalt mit deiner Arbeitsstelle nicht vereinbar ist?

Auch hier gibt es Möglichkeiten:

Joanna K über Volunteer werden

Sabbaticals (vom hebräischen Wort „schabat“: „aufhören/ ruhen“)

Ein Sabbatjahr ist ein unbezahlter Sonderurlaub, deren Länge und Gestaltung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber individuell vereinbart wird (häufig zwischen 1 Monat bis zu 1 Jahr).

Es dient der Auszeit mit dem Ziel des Reisens, der Weiterbildung, Umschulung, Neuorientierung, Konzentration aufs Familienleben oder eben dem Engagement in soziale Projekte.

Home-Office

Kläre mit deinem Arbeitgeber, ob du auch über eine längere Zeit ausschließlich „Remote“ mit dem Laptop im Ausland verbringen und dabei ganz normal weiter dem Daily Business nachgehen kannst.

Skilled Volunteering

Immer mehr Anbieter suchen gezielt nach älteren Volunteers die bereits ein gewisses Maß an Berufs- und Lebenserfahrung vorweisen können. Dient die Tätigkeit der Weiterbildung und Entwicklung einer Expertise in deinem Job, ist dein Arbeitgeber vielleicht sogar gewillt dich dabei zu unterstützen.

Selbst für Familien oder Elternteile mit Kindern gibt es viele spannende Freiwilligenprojekte im Ausland.

Was versteht man unter Volunteer?

Es ist eine Form des Reisens, in der man entweder über eine Organisation oder eine sogenannte Community-Plattform, seine freiwillige und kostenlose Hilfe, meist über mehrere Wochen, global anbietet.

Im Folgenden erkläre ich dir die wesentlichen Unterschiede dieser zwei Arten von Freiwilligendienst:

Organisation (Beispiel: Freiwilligenarbeit.de)

  • Zahlpflichtige Option (variiert stark nach Dauer, Projekt und Land)
  • Dafür wird im Voraus alles organisiert wie, z.B. Transfer, Unterkunft (Gastfamilie), Verpflegung, usw.
  • Hilfe und Tipps bei der Reisevorbereitung
  • Ausführliches Infomaterial über Programm und Ablauf des gewählten Projekts
  • Ansprechpartner und Betreuung vor Ort
  • Ausstellung eines Teilnahmezertifikats
  • Mindestdauer meistens 2 Wochen

Community-Plattform (Beispiel: Workaway.info)

  • Jährliche Gebühr von ca. 50 Euro
  • Zugang zur Plattform mit über 50.000 Gastgebern und Organisationen in 170 Ländern weltweit
  • Möglichkeit Reisepartner zu finden und sich mit anderen „Workawayern“ zu connecten
  • Anlegen eines eigenen Profils auf dem man von den Gastgebern (auch Hosts genannt) bewertet werden kann und im Umkehrschluss auch Bewertungen abgeben kann
  • Der Kontakt erfolgt unmittelbar an deinen Wunsch-Host mit einer Art kleinem Bewerbungsschreiben
  • Jegliche weitere Planung obliegt dir selbst
  • Mindestdauer meistens 1 Woche

Win-Win! Über diesen Link kriegen wir beide einen Monat Mitgliedschaft geschenkt! Link zur Registrierung

Was macht man als Volunteer?

Joanna K Vorteiler als Volunteer

Hier wäre die Frage „Was kann man als Volunteer NICHT machen“ schneller beantwortet.

Es gibt, je nach Interessen, Wissens- und Fachgebiet, eine riesige Auswahl von Volunteer-Projekten weltweit, an denen man sich beteiligen kann. Um nur einige wenige zu nennen:

Kinderbetreuung in Schulen, Kindergärten oder Privathaushalten

  • Unterrichten von Sprachen/Kunst/Sport
  • Babysitting
  • Hilfe für die Eltern bei alltäglichen Aufgaben

Tierschutz in Tierheimen, Auffangstationen oder Wildparks

  • Wildtiere rehabilitieren (z.B. ehemalige Arbeitselfanten wieder zurück in ihren natürlichen Lebensraum einführen)
  • Rettungsaktionen (Gesundpflegen von kranken und verletzten Tieren)
  • Arterhaltung (Hilfe bei Studien und Sammeln von Daten zu bedrohten Tierarten)

Umwelt- und Klimaschutz in Reservaten, Nationalparks und an Stränden

  • Beach Cleaning (Müll vom Strand aufsammeln)
  • Hilfe bei der Aufklärung und Sensibilisierung der lokalen Gemeinschaft
  • Erhaltung und Wiederaufforstung von Wäldern

Landwirtschaft auf Bauernhöfen, Gärten und Farmen

  • Anwenden und Erlernen der Permakultur (Konzept für nachhaltige und ökologisch unbedenkliche Landnutzung)
  • Hilfe bei der saisonalen Ernte
  • Allgemeine Garten- und Landschaftsarbeit

An diesem Punkt sollte ich nochmal ganz klar hervorheben: Als Freiwilliger stellst du, wie das Wort schon vermuten lässt, deine Hilfe gutwillig und ohne Bezahlung zur Verfügung!

Dafür wirst du mit Erfahrungen und Erlebnissen entlohnt, die dir ein Leben lang bleiben.

Warum sollte ich Volunteer werden?

Jeder von uns kennt doch das normale Touristenprogramm.

Wir kommen an einem Ort an und checken in unser 4* Resort „Sun Dream“ ein (Name ist zwar frei erfunden, aber sehr wahrscheinlich existent).

Das Frühstück beinhaltet ein magenfreundliches, kontinentales Büffet und die Möglichkeit unser Frühstücksei auf 4 verschiedene Arten zubereiten zu lassen. Ein ausgelassener Tag am weißen Sandstrand und zwischendurch eine cremig süße Piña Colada am Tresen der hippen „Che Gue Bar“.

Am Abend lassen wir uns in einem modern eingerichteten Restaurant mit Meerblick und einer gegrillten Fischplatte verwöhnen.

Keine Frage, klingt verdammt gut!

Aber…niemals wirst du auf diese Weise ein Land mit dessen Leuten und Kultur authentisch erleben können.

Die Vorteile der Freiwilligenarbeit

Volunteer werden, vorteile für köper und geist

Mit der Freiwilligenarbeit kannst du:

  • andere Perspektiven und Lebensumstände erleben
  • neue Kompetenzen und Interessen entdecken und erlernen
  • das Bewusstsein für dich selbst und deine Umgebung stärken und verbessern
  • viele interessante Persönlichkeiten kennen lernen und dich inspirieren lassen
  • deinen Lebenslauf aufpimpen und neue Jobperspektiven bekommen
  • Sprachkenntnisse erwerben und/oder erweitern

Freiwilliges Engagement wirkt sich besonders positiv auf Geist und Körper des Helfers aus.

Es ist erwiesen, dass eine freiwillige Tätigkeit Stress reduziert, Depressionen lindert und dabei hilft, seinem Leben das Gefühl von Sinnhaftigkeit zu geben.

Diese erfreulichen Ergebnisse können wir auch ganz einfach in unserem Alltag erzielen, indem wir uns z.B. ehrenamtlich in Vereinen und Organisationen unserer lokalen Gemeinde sinnvoll und sozial engagieren oder einige Grundsätze des Social Volunteering beachten:

Einige Beispiele für die Arbeit im Ehrenamt wären:

  • Betreuung kranker und alter Menschen in Form von Nachbarschaftshilfe (Einkaufen gehen, zum Arzt fahren, Zeitung vorlesen)
  • Unterstützung der Tierheime (Gehege säubern, Füttern, Ausführen)
  • Flüchtlingen bei der Integration helfen (Behördengänge begleiten, Sprache beibringen, Kulturaustausch)
Social Volunteering kann man sowohl auf Reisen als auch Zuhause prima anwenden, denn gerade die vermeintlich kleinen Dinge machen einen großen Unterschied:
  • Regional einkaufen und speisen (z.B. auf lokalen Märkten und Tante-Emma-Läden anstatt im Supermarkt und in großen Ketten)
  • Essen und Kleidung spenden (frag bei deiner Gemeinde einfach mal nach, wo echter Bedarf besteht)
  • Geldspenden (z.B. für Futter in Tierheimen)
  • Achtsamkeit und Respekt (jeder Mensch ist anders und hat Kulturell, Religiös und Erfahrungsbedingt seine ganz eigenen Ansichten und Wege zu handeln. Anstatt Kritik zu üben und ständig Vergleiche mit uns selbst zu ziehen, könnten wir lernen, mehr Verständnis zu zeigen)
  • Mitgefühl (siehst du das es Jemandem in deiner näheren Umgebung schlecht geht? Biete deine Hilfe an! Ein offenes Ohr ist manchmal alles was es braucht um seinem Gegenüber wieder Hoffnung zu geben)


 Volunteer werden: Die Nachteile der Freiwilligenarbeit

  • Die Konfrontation mit Armut und Krankheit kann emotional sehr herausfordernd sein
  • Es kann vorkommen das deine Gutmütigkeit ausgenutzt wird
  • Die Arbeitskraft die man kostenfrei anbietet, könnte auch von Einheimischen gegen Bezahlung ausgeübt werden
  • Durch die kurze Aufenthaltsdauer kann das Gefühl entstehen nicht genügend getan zu haben

Meine Erfahrungen und Erlebnisse

Joanna K und ihre Erfahung als Volunteer

Zu Anfang wählte ich ebenfalls den sicheren Weg.

Eine komplett organisierte, 2-monatige Reise nach Peru. Diese umfasste 2 Wochen Sprachunterricht und wohnen bei einer peruanischen Gastfamilie in Lima und danach 6 Wochen Freiwilligeneinsatz in einem kleinen Zoo in Cusco.

Es war eine sehr intensive Zeit, sowohl im Schlechten als auch im Guten.

Ich musste akzeptieren, dass die Haltungs- und Hygienebedingungen in peruanischen Zoos ganz anderen Regeln folgten. Ich werde niemals den betagten Affen vergessen, der vom Rest der Kapuziner-Affengruppe verstoßen worden war und von nun an sein restliches Leben allein in einem winzigen Käfig fristen musste.

Wie auch einige andere kleinere Primaten.

Gerade wenn man mit Kindern und Tieren in Entwicklungsländern arbeitet, birgt diese Erfahrung oft herzzerreißende Momente und ein großes Gefühl von Ohnmacht aufgrund der eigenen, sehr eingeschränkten Handlungsmacht.

Dadurch das ich mit einer peruanischen Gastfamilie zusammenlebte, lernte ich eine faszinierende Kultur hautnah kennen.

Seitdem ist es für mich nur schwer vorstellbar, längere Zeit im Ausland zu verbringen, ohne zumindest einmal als Volontär gearbeitet zu haben.

Mittlerweile nutze ich für meine Projektsuche ausschließlich die Workaway-Plattform oder die Facebook-Gruppe „Urlaub gegen Hand“.

So kam ich zu diesen Volunteer Erfahrungen:

  • Haus- und Katzensitting in Marbella (Spanien)
  • Orangenernte in Andalusien
  • Hundesitting auf den Kanaren
  • Gästebetreuung in einem Hostel in Chiang Mai (Thailand)
  • Helfer in einer Permakultur Farm in Chiang Mai (Thailand)
  • Kunstprojekt in San José (Costa Rica)
  • Hundetraining in einem Rottweiler Zuchtverein in Iaşi (Rumänien)
  • Housekeeping auf Koh Phangan (Thailand)

Diese Erfahrungen haben mich zu einem sehr eigenständigen, aufgeschlossenen und dankbaren Menschen werden lassen.

Zugegeben, es ist nicht leicht immer wieder aufs Neue von Menschen und Orten zu lassen die man ins Herz geschlossen hat. Dafür fülle ich mein Lebensbuch mit vielen bunten und erinnerungswürdigen Seiten.

So wie ich das sehe, habe ich mehrere kleine Heimathäfen, an die ich, jederzeit herzlich empfangen, zurückkehren darf.

Autoreninfo: Joanna K.

Joanna K. ist eine bunt bemalte Reiseenthusiastin mit einem Faible für Kunst, Kultur & Kulinarik. Außerdem professionelle Tierstreichlerin und bekennende Kaffeeholikerin.

Joanna K zum Thema Volunteer werden

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