Mittlerweile tun es alle. So hat sich auch die Autorität der deutschen Sprache, der Duden, mit dem Thema Gendern auseinandergesetzt. Seit Sommer 2020 gibt es Empfehlungen und sogar offizielle Richtlinien.
Gendersensibel schreiben
Sehen wir uns zunächst an, wie Duden richtig gender(s)t. Danach habe ich Dir noch ein paar Tipps zusammengestellt, die Dir helfen, nicht nur gendergerecht, sondern auch abwechslungsreich und lesbar zu schreiben.
Die Doppelnennung
Bei der Doppelnennung schreibst Du erst die weibliche, dann die männliche Bezeichnung. Sie ist gut lesbar und barrierefrei.
Als Ansprache ist die Doppelnennung sowohl in der Sprache als auch in der Schrift längst üblich. Verwende sie aber sparsam innerhalb von Texten.
Sie machen diesen lang und das Lesen ermüdend.
- Sehr geehrte Damen und Herren, …
- Werte Kunden und Kundinnen …
- Geschätzte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen …
Gendern mit Sonderzeichen
Das Sonderzeichen symbolisiert nicht-binäre Menschen, welche sich weder (gänzlich) dem weiblichen noch (gänzlich) dem männlichen Geschlecht zuordnen.
Es die politisch korrekteste Form kann aber kognitiv eingeschränkten Personen Probleme bereiten.
- Gendern mit Schrägstrich: der/die Mitarbeiter/-innen oder der/die Mitarbeiter/innen
- Gendern mit Gender-Gap: der_die Mitarbeiter_innen
- Gendern mit Sternchen: der*die Mitarbeiter*innen
- Gendern mit Doppelpunkt: der:die Mitarbeiter:innen
Im Test hatten gängige Screenreader Probleme mit Unterstrich (Gender-Gap), Sternchen und wider Erwarten auch mit der einzig dudenkonformen Version: dem Schrägstrich.
Bei Doppelpunkten machten sie zwar eine Pause, aber nicht den Glottis-Schlag. So wirklich inklusiv ist gendern mit Sonderzeichen also nicht.
Das Binnen-I
Das Binnen-I, das auch ein E sein kann, ist ebenfalls eine verkürzte Form der Doppelnennung.
Es ist gut lesbar und wird von den meisten Screenreadern erkannt. Das Binnen-I funktioniert nicht mit den bestimmten Artikeln in der Einzahl (der/die/das).
Es ist nicht dudenkonform und optisch mitunter gewöhnungsbedürftig.
- einE PolizistIn
- die MusikerInnen
Zusammengesetzte Wörter gendern
Auch zusammengesetzte Nomen können und sollen laut Duden gegendert werden.
- Kundenbetreuung – KundInnenbetreuung
- Professorengruppe – Gruppe der Professorinnen und Professoren
- Wählerverzeichnis – WählerInnenverzeichnis
Du kannst sie auch durch neutrale Begriffe ersetzen, falls möglich.
- Bürgersteig – Gehweg
- Anfängerkurs – Grundkurs
- Expertenwissen – Fachwissen
Ausgenommen sind zusammengesetzte Worte, die sich nicht auf bestimmte Personen beziehen: So sitzen nicht nur Kleidermacher/innen im Schneidersitz.
Was Du beim Gendern beachten musst
Beachten musst Du, dass der erste Artikel und das Wort vor dem Zeichen zusammen passen und Sinn ergeben müssen.
Es die männliche Form. Die weibliche Form liest Du, als gäbe es keine Sonderzeichen. Auch sie muss natürlich korrekt sein.
Ein/e Student/in ist korrekt, da Artikel und Wörter auch getrennt Sinn ergeben:
- Ein Student/eine Studentin
Die Student*innen ist falsch, es fehlt das „en“ der Studenten:
- „Die Student/die Studentinnen …“
Der/des Managers/in ist – genau – falsch:
- „Das gehört zum Aufgabengebiet des Managers, ‚aber‘, Das gehört zum Aufgabengebiet der Managersin“
Auch die oft gelesene Kombination Ärzt:in ist Unsinn, denn „Ärzt“ ist kein Wort.
Genderneutral schreiben
Aus der genderneutralen Schreibweise geht nicht hervor, welches Geschlecht die beschriebenen oder angesprochenen Personen haben. Sie ist problemlos lesbar, barrierefrei und kurz.
Außerdem kann sie Abwechslung in den Text bringen.
Verwende neutrale Personenbezeichnungen
Einige Beispiele für neutrale Personenbezeichnungen sind „Menschen“, „Personen“ oder „Leute“. Auch das „Mitglied“ ist als sächliches Wort genderneutral.
Manchmal sind diese Bezeichnungen zu unspezifisch oder wirken unbeholfen. Eine elegante Möglichkeit können neutrale Synonyme sein:
- der/die Mitarbeiter/in – der/die Beschäftigte
- der/die Lehrer/innen – die Lehrkräfte
- der/die Zuschauer/innen – das Publikum
- die Klienten und Klientinnen – das Klientel
- der/die Künstler/innen – die Kunstschaffenden
- der/die Geschäftsführer/innen – die Geschäftsleitung
Auch unpersönliche Bezeichnungen leisten hier gute Dienste:
- statt unsere Mitarbeiter/innen – unser Team
- statt unsere Techniker/innen – unser technischer Support
Nutze genderneutrale Adjektive
Manchmal lässt sich gendern umgehen, indem man Personen mithilfe von Adjektiven beschreibt.
- Von Ärzten empfohlen – ärztliche Empfehlung
- Fähigkeiten als Handwerker – handwerkliche Fähigkeiten
- Pädagogen meinen – pädagogische Meinung
Verwende genderneutrale Verben
Auch mit Verben lässt sich das Gendern geschickt umgehen.
- der/die Lehrer/innen – die Lehrenden
- der/die Teilnehmer/innen – die Teilnehmenden
- der/die Forscher/innen – die Forschenden
Exkurs: Generisches Femininum
Einige Blogs und Magazine verwenden ausschließlich die weibliche Form, das generische Femininum.
Dies ist sinnvoll, wenn Deine Zielgruppe ausschließlich weiblich ist, Du beispielsweise über Menstruationsprodukte schreibst.
Als Protest gegen das (noch) dominierende Maskulinum wirkt es trotzig und ist genauso wenig inklusiv.
Bücher zum Thema „Gendern“
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>>Genderleicht: Wie Sprache für alle elegant gelingt – Olderdissen, Christine<<
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>>Gendern?!: Gleichberechtigung in der Sprache – ein Für und ein Wider (Debattenbücher)<<
>>Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben – Dudenredaktion<<
Richtig gendern mit Maß und Ziel
Gendern in Sprachen, die grammatikalische Geschlechter aufweisen, ist eine Herausforderung. Vor allem, wenn das grammatikalische Geschlecht mit dem Biologischen und dem Empfundenen kollidiert.
Ob sich neue Wortschöpfungen wie Vorständin als Pendant zu Vorstand durchsetzen werden, wird die Zeit zeigen. (Tatsächlich nannte ich die Lehrerin meiner Tochter letztens Klassenvorständin.)
Und ob freund-lich und jurist-isch nun zu gendern sind oder nicht.
Aber auch alte Worte werden zwecks Inklusion wieder rekrutiert: Die viel belächelte Gästin wurde bereits vor 3 Jahrhunderten begrüßt.
Die deutsche Sprache bietet glücklicherweise genügend Möglichkeiten, gendergerecht und stilvoll zu schreiben. Ich hoffe, mir ist beides gelungen!
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