Kolumne

Gewollt Kinderlos – Wenn Frauen keine Mütter werden wollen und sich für die Kinderlosigkeit entscheiden

Artlando Wandbilder

Und noch mehr zum Thema: Warum viele Paare selbst gewollt kinderlos bleiben und ein Leben ohne Kinder nicht bereuen.

Das dieses Thema heute überhaupt so präsent ist und stark debattiert wird haben wir ohne Frage der Einführung der Pille als Verhütungsmittel im Jahr 1960 zu verdanken.

Das Erste Mal konnte die Frau nun aktiv mitbestimmen, ob und wann sie Kinder haben möchte. Kaum vorstellbar für uns darauffolgende Generationen, für die diese Entscheidungsmacht eine ganz natürliche Sache ist.

Das Recht, selbst über unsere Körper, unser Leben und welche Rolle wir darin spielen möchten, zu entscheiden.

Fast 23 Prozent der Frauen in Deutschland bleiben kinderlos. Dies beinhaltet jedoch sowohl die bewusste als auch ungewollte Entscheidung für ein Leben ohne Kinder.

Warum wählen immer mehr Frauen die gewollte Kinderlosigkeit?

Neulich schaute ich eine Reportage, die eben dieses Thema aufgriff. Darin hieß es, das rund 1/3 der 16- bis 25-jährigen Frauen weltweit in einer Studie angaben, nicht sicher zu sein, ob sie überhaupt ein Kind bekommen möchten.

Doch woran liegt das?

Ein Grund, vor dem mittlerweile wohl niemand mehr die Augen verschließen kann, ist die unsichere Zeit, in der wir leben. Wir haben gelernt, dass schon morgen alles, was wir für selbstverständlich hielten, mit einem Augenzwinkern vorbei sein kann.

Weder die soziale Sicherheit noch ein positiver Blick in die Zukunft sind mehr garantiert.

Da ist die Frage: „Soll ich ein Kind in diese Welt setzen?“ sehr berechtigt und alles andere als egoistisch.

Gewollt Kinderlos: 5 weitere Gründe für Frauen, ohne Kinder zu bleiben:

5 Gründe für die Kinderlosigkeit

Freiheit und Unabhängigkeit

  • Dazu gehört das Reisen, wie, wann und so lange es einem passt
  • Alle Entscheidungen nach eigenem Ermessen fassen können, die Auswirkungen betreffen immer nur einen selbst
  • Die Möglichkeit ein soziales Umfeld aufzubauen, das lediglich die eigenen Bedürfnisse erfüllt

Karriere/ Selbstverwirklichung im Beruf

Kostenfrage

  • Keine Frage, einen zusätzlichen kleinen Menschen muss man erstmal finanzieren können
  • Zukunftsängste/ Angst vor plötzlich eintretender Arbeitslosigkeit
  • Steigende Preise und drohende Rezession

Klimawandel

  • Fehlende Ressourcen für zukünftige Generationen
  • Eingeschränkte Lebensräume durch Klimakatastrophen
  • Daraus resultierende politische Unruhen

Emotionale Gründe

  • Man fühlt sich dieser enormen Verantwortung nicht gewachsen oder weigert sich, sie zu übernehmen
  • Bindungsängste und die damit einhergehende Angst vor Nähe und Verpflichtung jemandem anderen gegenüber
  • Sorge darüber vom Partner verlassen zu werden und alleinerziehend zu sein

Die Entscheidung keine Kinder zu bekommen ist schon lange nicht mehr nur ein Entschluss der überzeugten Single Frau. Auch viele Frauen und Männer in Partnerschaften entschließen sich gemeinsam und gleichberechtigt dazu kinderlos zu bleiben.

Warum können sich immer mehr Paare kein Leben mit Kindern vorstellen?

Ein Leben ohne Kinder

Die Gründe dafür dürften den oben aufgeführten sehr ähnlich sein. Dazu kommt der gesellschaftliche Druck, der das Bild einer ewig glücklichen und funktionierenden Familie vermittelt.

Konträr dazu, steht dann das wirkliche Leben und unsere Vorbilder, denn nur wenige von uns durften eine Kindheit in einer eben solchen fehlerfreien Familienstruktur erleben. Vom eigenen Leben bereits überlastet, rückt die Kinderfrage in weite Ferne.

Das alles macht eine Familienplanung für junge Leute nur wenig attraktiv. Verständlicherweise.

Können gewollt kinderlose Paare überhaupt glücklich in der Partnerschaft werden?

Es liegt doch in der Natur der Sache. Nach der Verlobung, die Heirat, vielleicht noch das eigene Haus oder eine Eigentumswohnung und einige gemeinsame Reisen, und dann?

Das Kind macht das Bild perfekt, erst der Nachwuchs macht aus zwei Menschen eine Familie.

Ein Kind verändert die Verbindung, neue Rollen werden übernommen, neue Prioritäten gesetzt und das Augenmerk liegt selbstverständlich auf den Bedürfnissen des Sprösslings.

Alles bedarf nun einer sorgfältigen Planung, selbst die wenige Zeit zu zweit. Dafür erlebt man die Welt ganz neu durch die Augen seines Kindes. Die Faszination eines vorbeifliegenden Schmetterlings, die überschäumende Freude beim Besuch eines Wasserparks und die unbändige Rage, wenn das Durchsetzen des eigenen Willens verwehrt wird.

Eine Explosion an Emotionen, die Eltern und das Kind auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit gemeinsam durchlaufen.

Die Konzentration von gewollt kinderlosen Frauen und Männern liegt im Vergleich zu Eltern deutlich stärker aufeinander. Es bleibt weitaus mehr Raum und Zeit für die eigene und die gemeinsame Entfaltung.

Paare ohne Kinder Kinderlosigkeit

Es bleibt weitaus mehr Raum und Zeit für die eigene und die gemeinsame Entfaltung.

Diese Pärchen reisen öfter. Ein spontanes Wochenende in Paris? Let´s go!

Gehen häufiger auf ein gemeinsames Date. Heute mal so gar keine Lust zu kochen? Dann schnell mal um die Ecke zum Lieblingsitaliener!

Investieren gerne in gemeinsame Hobbies und Leidenschaften. Dienstags und Donnerstag der Salsa Kurs am Abend und ein Caipirinha in der anliegenden Bar zum Abschluss.

Kann man da pauschal sagen, wessen Partnerschaftszufriedenheit höher liegt? Wenn die ultimative Glücksformel nur im Kinderkriegen besteht, warum sind dann so viele Eheleute mit Kindern geschieden?

Glück und ein erfülltes Leben definiert doch jeder sehr individuell und privat für sich.

Dafür gibt es keine Schablone. Selbst statistisch gesehen kann hier kein klarer „Glücksüberschuss“ bei einem der beiden Beziehungskonstrukte festgestellt werden.

Wer kümmert sich um mich wenn ich alt bin?

Viele Eltern würden die Verantwortung im letzten Abschnitt ihres Lebens am liebsten vollkommen an ihre Kinder abgeben. Im Sinne von:

„Ich habe dir das Leben geschenkt und dich aufgezogen, jetzt ist es an der Zeit, dich um mich zu kümmern“.

Ein ganz schöner emotionaler Druck für eine Rückerstattungsaktion der Eltern, an der man in erster Linie gar nicht mitentscheiden durfte.

Hat das Kind doch vielleicht auch eine eigene Familie, wohnt im Ausland oder meidet gar den Kontakt?

Gut denkbar also, dass selbst Menschen mit Kindern im Alter auf sich selbst gestellt sind. So oder so ist die Aussicht auf ein einsames Dahinvegetieren im Pflegeheim nicht obligatorisch.

In einer Zeit, in der die traditionelle Struktur einer Familie immer seltener wird, gibt es dem zufolge viele alternative Formen des Zusammenlebens einzelner Individuen.

  • Da wäre z. B. die WG für Senioren, in der sich mehrere Senioren zusammenschließen und sich in einem gemeinsamen Haus oder einer Wohnung die Aufgaben für Haushalt, Freizeitgestaltung und Hilfe im Alltag teilen.
  • Oder auch Mehrgenerationenhäuser, in der zwar jeder seine eigene Wohnung behält, aber eine Fürsorge in Form von Nachbarschaftshilfe bei alltäglichen Dingen wie dem Einkaufen oder Putzen erfährt.

Eine weitere, sehr attraktive Option besteht darin, sich mit seiner Rente in ein tropisches Land mit niedrigen Lebensunterhaltskosten abzusetzen und eine hiesige Vollzeit Pflegeperson einzustellen die in Deutschland gar nicht erst bezahlbar wäre.

Familie wird im 21. Jahrhundert und für die nächsten Generationen schon lange nicht mehr nur durch die genetische Zusammengehörigkeit bestimmt.

Über die Jahre hinweg hat sie alle möglichen Formen und Farben angenommen.

Seien es Patchworkfamilien, gleichgeschlechtliche Partner mit adoptiertem Kind, Lebensgemeinschaften, Freundeskreise, … All das sind Familien. Weil sie das Gefühl von Heimat vermitteln.

Bin ich nicht normal, weil ich keinen Kinderwunsch hege?

Bin ich nicht normal, weil ich keinen Kinderwunsch hege?

Als Frau die keine Mutter sein möchte, ernst genommen zu werden, ist eine Herausforderung für sich.

In den 20igern gar unmöglich seinen Standpunkt überzeugend an die Leute zu bringen, wird es um die 40 rum schon etwas entspannter. Der Unglauben der Leute weicht nun dem Mitleid über die selbstgewählte Ablehnung der natürlichen Bestimmung.

Zum allgemeinen Unverständnis gesellen sich Standardsätze wie:

  • „Wart mal ab, wenn du den richtigen Partner findest“ oder
  • „Die Muttergefühle kommen schon noch“ und
  • „Was ist, wenn du es eines Tages bereust?“.

Macht mich denn erst die Geburt von Kindern zu einer vollwertigen Frau? Gehört da nicht viel mehr dazu als lediglich meine biologische Fähigkeit mich zu vermehren?

Ein Mann der keine Kinder möchte, wird von solchen Fragen meist verschont, sicherlich auch weil seine Zeugungsfähigkeit beinahe ins unendliche reicht.

Der älteste Vater der Welt war noch mit 96 Jahren fähig, mit seiner immerhin auch schon über 50-jährigen Partnerin, einen gesunden Sohn zu zeugen.

Entscheidung gegen Kinder: Ist ein Leben ohne Kinder sinnlos?

Der Sinn des Lebens besteht in der Philosophie darin, Glückseligkeit zu erlangen. Die Definition von Glück liegt dabei in der eigenen Entscheidung eines Jeden.

Während der eine sein Glück im persönlichen Freiraum und der Ungebundenheit von Verpflichtungen und Orten findet, sehnt sich der andere nach Stabilität und dem Gefühl der Sicherheit und Zusammengehörigkeit.

Da man sich als freiwillig kinderlos bleibende Person bewusst gegen ein Kind entscheidet, findet man verständlicherweise auch Sinn und Erfüllung in einem Leben ohne eigenen Nachwuchs.

Schwieriger ist es, wenn Frauen oder Paare ihren Sinn in einem Leben mit Kindern sehen, aber aus unterschiedlichen Gründen keine bekommen können.

Dies ist ein Schicksal, dem man gezwungen ist sich zu fügen.

Welch enormer emotionaler Kraftaufwand es sein muss, sich folglich ein Leben zu gestalten, das einem trotz dessen ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und Erfüllung gibt. Dafür empfinde ich tiefsten Respekt.

Meine eigene Kinderlosigkeit

Meine eigene Kinderlosigkeit

Ich habe mich schon in jungen Jahren gegen Kinder entschieden. Dieser Kinderwunsch, der da eines Tages hätte, reinhauen sollen, ist einfach nie eingetreten.

Ebenso nicht das dringende Bedürfnis, die Welt nicht verlassen zu können, ohne meinen genetischen Samen gepflanzt und hinterlassen zu haben.

Zugegeben, erinnere ich mich an eine Zeit in meiner Kindheit, in der ich mir kleine Kissen unter das T-Shirt stopfte, mich schwerfällig auf das Sofa plumpsen ließ und meinen schwangeren Polsterbauch streichelte. Und auch in einem Aufsatz, den ich in der 8ten Klasse über meine Wunsch-Zukunft verfasste, gab ich an, eines Tages 2 Kinder haben zu wollen.

In diesem Alter machte ich mir aber auch noch keine ernsthaften Gedanken über Familienplanung und fügte mich ganz selbstverständlich den, der Norm entsprechenden Vorstellungen der Gesellschaft, in der es das höchste Ziel einer Frau ist, irgendwann Mutter zu werden.

Ich kann sehr gut mit Kindern und für meine Nichten und Neffen bin ich gerne die schräge Tante. Mein rastloses Leben erfüllt mich und ich kann es mir gerade nicht schöner vorstellen.

Ich bin glücklich und wünsche mir von Herzen dasselbe für dich, wie auch immer dein eigener Weg dahin aussehen mag!

Autoreninfo: Joanna K.

Joanna K. ist bunt bemalte Reiseenthusiast mit einem Faible für Kunst, Kultur & Kulinarik. Außerdem professionelle Tierstreichlerin und bekennende Kaffeeholikerin.

Joanna K zum Thema Kinderlosigkeit

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